Dr. Ralf Ehricht, Forschungscampus InfectoGnostics (Alere Technologies GmbH/Abbott)
Titel: Forschung und Produktentwicklung in der öffentlich-privaten Partnerschaft InfectoGnostics am konkreten Beispiel der Diagnostik antibiotikaresistenter Bakterien.
Kurzbeschreibung:
Eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit ist die dramatische Verbreitung und Zunahme von Antibiotikaresistenzen bei pathogenen Mikroorganismen in einer zunehmend globalisierten Welt. Ursachen sind unter anderem Wachstum, industrielle Landwirtschaft, Massentierhaltung, Nahrungsmittelherstellung, Haustiere, Transport, internationale Reisen, Handel und Verkehr, alternde Gesellschaften und moderne Medizin, falscher und ungerichteter Einsatz von Antibiotika, mangelnde Hygiene, zu wenig epidemiologische Überwachung, geringe Personalschlüssel in Pflege, Rehabilitation und in der Klinik sowie zu späte Diagnostik gekoppelt mit der Ökonomisierung medizinischer Abläufe. Ein weltweites und transsektorales Handeln ist erforderlich, um diese dramatische Entwicklung zu stoppen, da diese wesentliche Errungenschaften der modernen Medizin bedroht (schwer kalkulierbare Risiken bei vielen chirurgischen Prozeduren und Organ-/ Stammzelltransplantationen und deren Infektionsprophylaxe). Dezentrale Diagnostik, die vor der adäquaten und gerichteten Therapie stattfinden muss, ist dabei ein wichtiger Baustein. Seit geraumer Zeit ist bekannt, dass es einen eklatanten Mangel in der Translation wissenschaftlicher Ergebnisse in ökonomisch vertretbare, real verfügbare sowie anwendbare Produkte gibt. Am Beispiel der Routinediagnostik in verschiedenen Teilen der Welt kann man sehen, dass die reale klinische Diagnostik als Konsument der diagnostischen Industrie relativ unverändert und mit Standards und Methoden arbeitet, die meist eher ökonomisch als inhaltlich getriggert sind. Die effektive Translation von wissenschaftlichen Ergebnissen zu klinisch anwendbaren Produkten ist eine Herausforderung, welche unter anderem auch das Verständnis für die Sachzwänge industrieller Produktentwicklung und Zulassungen erfordert. Diese Herausforderungen können zum Beispiel in öffentlich–privaten Partnerschaften organisiert und gemeistert werden. Am Beispiel des InfectoGnostics Forschungscampus wird an konkreten Beispielen aus dem Bereich Diagnostik resistenter Bakterien gezeigt, wie dies funktionieren kann.
Dipl.-Ing. (FH) Jens-Jürgen Härtel, Forschungscampus Open Hybrid LabFactory (VW AG)
Titel: Innovation durch strategische Partnerschaft am Beispiel der Open Hybrid LabFactory (OHLF).
Kurzbeschreibung:
Die strukturierte Zusammenarbeit zweier Unternehmen, um gemeinsam Vorteil aus den Marktgegebenheiten zu ziehen oder um effektiver auf Kunden reagieren zu können, als dies im Alleingang möglich wäre, wird im Allgemeinen eine strategische Partnerschaft genannt. Strategische Partnerschaften gibt es sowohl innerhalb als auch zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor. Neben der gemeinsamen Nutzung von Informationen, Fähigkeiten und Ressourcen ermöglicht eine strategische Partnerschaft auch eine Risikoaufteilung zwischen den Partnern.
Die Beteiligten seitens der Wissenschaft und der Wirtschaft an der OHLF verfügen in der gesamten Entwicklungs- und Prozesskette über die notwendige Technologie- und Marktkompetenz und haben diese gemeinsame Forschungseinrichtung aufgebaut, um dort nun gemeinsame Forschung und Entwicklung zu betreiben. Hierfür musste eine neuartige organisatorische Struktur geschaffen werden, die sowohl die „Zusammenarbeit auf Augenhöhe“ sicherstellt, als auch eine Projektbearbeitung in unterschiedlichen Konstellationen (öffentlich gefördert, privatwirtschaftlich, bilateral, multilateral) ermöglicht. Somit ist die OHLF – wie es der grundsätzlichen Idee der Forschungscampi entspricht – per se eine strategische Partnerschaft.
Neben dieser systemimmanenten Struktur, hat die OHLF in den letzten Jahren weitere strategische Partnerschaften auf nationaler und internationaler Basis aufgebaut, um zusätzliche Kompetenzen zu bündeln und Märkte zu erschließen. Beispielhaft sei hier ein nationaler und ein internationaler Verbund aufgezeigt.
National
Die Bündelung unterschiedlicher Produkte, Märkte und Technologien und hiermit verbunden die Schaffung von Synergien und die Minimierung von Redundanzen war Grundidee des Aufbaus des „Forschungsverbundes Leichtbau Niedersachsen, LENI“ unter dem Motto „Auto trifft Flugzeug“. In diesem Konsortium haben sich wesentliche Forschungsinstitutionen in Norddeutschland zusammengefunden, gemeinsam einen Kooperationsvertrag erarbeitet und unterzeichnet und erste Ansätze für eine gemeinsame Struktur und gemeinsame Projekte entwickelt.
International
Die Zusammenarbeit mit dem Singapore Institute for Manufacturing Technology (SimTech), einem Institut der „Agency of Science,Technology and Research, A*STAR“ , dem Institute for Frontiere Materials bzw. der Forschungseinrichtung Carbon Nexus der Deakin University, der University of New South Wales in Australien und der Tongji Universität in Shanghai, die während der Bearbeitung der ersten Hauptphase etabliert wurde bzw. z. T. auch schon im Vorfeld bestand, wurde im Rahmen der Konzeptionsphase des Projektes OHLF-AsiaPacific (OHLF-AP) der BMBF-Initiative „InterSpiN-Internationalisierung von Spitzenclustern, Zukunftsprojekten und vergleichbaren Netzwerken“ durch die Unterzeichnung von Vertragswerken mit höherer Verbindlichkeit konsolidiert und die Grundlage für eine intensive, dauerhafte Zusammenarbeit geschaffen.
Prof. Dr. Reinhard Poprawe, Forschungscampus Digital Photonic Production (Fraunhofer ILT)
Titel: Stimulierte Innovation am Beispiel DIGITAL PHOTONIC PRODUCTION in Aachen.
Kurzbeschreibung:
Der BMBF-Forschungscampus Digitale Photonische Produktion (DPP) fokussiert auf eine geschlossene Kette zur Erzeugung nachhaltiger technologischer Innovationen in der Produktionstechnik, der mit 27 % Anteil am Bruttosozialprodukt wirtschaftlich bedeutendste Sparte der Bundesrepublik Deutschland. Im Feld der Photonik kooperieren hier systematisch maßgebliche Stakeholder aus Grundlagenforschung, anwendungsorientierter Forschung, Lehre und Ausbildung und Industrie mit dem Ziel der Verkürzung und Effizienzsteigerung des Innovationsprozesses. Bereits sichtbare Beispiele sind die Additive Fertigung, das „3-D-Drucken“ metallischer Bauteile mittels Laser Powder Bed Fusion (LPBF) und der Präzisionsabtrag mit Ultrakurzpulslasern. In teilweise privat finanzierten dazu errichteten Gebäuden arbeiten heute Mitarbeiter von über 20 Firmen, dem Fraunhofer Institut für Lasertechnik ILT und Vertreter von 15 Lehrstühlen aus sechs Fakultäten der RWTH auf der Basis von Technologie-Roadmaps koordiniert zusammen.
Moderation: Andreas Lange