5 Jahre Forschungscampus

Fachtagung "Innovationspol Forschungscampus" - 5 Jahre Förderinitiative "Forschungscampus"

Im Rahmen einer Fachtagung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung am 20. September 2018 in der Kalkscheune in Berlin-Mitte treffen sich Vertreterinnen und Vertreter aus den Forschungscampi, aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu einem interaktiven Austausch.

Nach fünf Jahren gemeinsamer Forschungsaktivitäten von Wissenschaft und Wirtschaft unter einem Dach feiern neun Forschungscampi die Erfolge ihrer Arbeit, diskutieren wichtige Herausforderungen und zeigen Visionen für die Zukunft.

Innovationspol Forschungscampus

Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Michael Meister eröffnet die Fachtagung 2018

„5 erfolgreiche Jahre der Förderinitiative – die an den Forschungscampi gelebte offene Innovationskultur ist ein weithin sichtbares Beispiel für die transferorientierte Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft in Deutschland. Dies soll allen Beteiligten ein Ansporn sein, die Marke „Forschungscampus“ weiter ehrgeizig mitzugestalten und hohe Qualitätsstandards zu setzen.“

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Diskussion zu Einflussfaktoren der offenen Innovationskultur

   

In drei  parallelen Sessions beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachtagung anhand von konkreten Best-Practice-Beispielen mit Einzelaspekten von strategischen Partnerschaften, der regionalen Wirkung der Forschungscampi und der Bedeutung von Wissenschaftskommunikation für den Dialog mit der breiten Öffentlichkeit. Am Nachmittag fassten die Moderatorin und die Moderatoren die Ergebnisse im Plenum zusammen.

Dr. Ralf Ehricht, Forschungscampus InfectoGnostics (Alere Technologies GmbH/Abbott)

Titel: Forschung und Produktentwicklung in der öffentlich-privaten Partnerschaft InfectoGnostics am konkreten Beispiel der Diagnostik antibiotikaresistenter Bakterien.

Kurzbeschreibung:
Eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit ist die dramatische Verbreitung und Zunahme von Antibiotikaresistenzen bei pathogenen Mikroorganismen in einer zunehmend globalisierten Welt. Ursachen sind unter anderem Wachstum, industrielle Landwirtschaft, Massentierhaltung, Nahrungsmittelherstellung, Haustiere, Transport, internationale Reisen, Handel und Verkehr, alternde Gesellschaften und moderne Medizin, falscher und ungerichteter Einsatz von Antibiotika, mangelnde Hygiene, zu wenig epidemiologische Überwachung, geringe Personalschlüssel in Pflege, Rehabilitation und in der Klinik sowie zu späte Diagnostik gekoppelt mit der Ökonomisierung medizinischer Abläufe. Ein weltweites und transsektorales Handeln ist erforderlich, um diese dramatische Entwicklung zu stoppen, da diese wesentliche Errungenschaften der modernen Medizin bedroht (schwer kalkulierbare Risiken bei vielen chirurgischen Prozeduren und Organ-/ Stammzelltransplantationen und deren Infektionsprophylaxe). Dezentrale Diagnostik, die vor der adäquaten und gerichteten Therapie stattfinden muss, ist dabei ein wichtiger Baustein. Seit geraumer Zeit ist bekannt, dass es einen eklatanten Mangel in der Translation wissenschaftlicher Ergebnisse in ökonomisch vertretbare, real verfügbare sowie anwendbare Produkte gibt. Am Beispiel der Routinediagnostik in verschiedenen Teilen der Welt kann man sehen, dass die reale klinische Diagnostik als Konsument der diagnostischen Industrie relativ unverändert und mit Standards und Methoden arbeitet, die meist eher ökonomisch als inhaltlich getriggert sind. Die effektive Translation von wissenschaftlichen Ergebnissen zu klinisch anwendbaren Produkten ist eine Herausforderung, welche unter anderem auch das Verständnis für die Sachzwänge industrieller Produktentwicklung und Zulassungen erfordert. Diese Herausforderungen können zum Beispiel in öffentlich–privaten Partnerschaften organisiert und gemeistert werden. Am Beispiel des InfectoGnostics Forschungscampus wird an konkreten Beispielen aus dem Bereich Diagnostik resistenter Bakterien gezeigt, wie dies funktionieren kann.


Dipl.-Ing. (FH) Jens-Jürgen Härtel, Forschungscampus Open Hybrid LabFactory (VW AG)

Titel: Innovation durch strategische Partnerschaft am Beispiel der Open Hybrid LabFactory (OHLF).

Kurzbeschreibung:
Die strukturierte Zusammenarbeit zweier Unternehmen, um gemeinsam Vorteil aus den Marktgegebenheiten zu ziehen oder um effektiver auf Kunden reagieren zu können, als dies im Alleingang möglich wäre, wird im Allgemeinen eine strategische Partnerschaft genannt. Strategische Partnerschaften gibt es sowohl innerhalb als auch zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor. Neben der gemeinsamen Nutzung von Informationen, Fähigkeiten und Ressourcen ermöglicht eine strategische Partnerschaft auch eine Risikoaufteilung zwischen den Partnern.
Die Beteiligten seitens der Wissenschaft und der Wirtschaft an der OHLF verfügen in der gesamten Entwicklungs- und Prozesskette über die notwendige Technologie- und Marktkompetenz und haben diese gemeinsame Forschungseinrichtung aufgebaut, um dort nun gemeinsame Forschung und Entwicklung zu betreiben. Hierfür musste eine neuartige organisatorische Struktur geschaffen werden, die sowohl die „Zusammenarbeit auf Augenhöhe“ sicherstellt, als auch eine Projektbearbeitung in unterschiedlichen Konstellationen (öffentlich gefördert, privatwirtschaftlich, bilateral, multilateral) ermöglicht. Somit ist die OHLF – wie es der grundsätzlichen Idee der Forschungscampi entspricht – per se eine strategische Partnerschaft.
Neben dieser systemimmanenten Struktur, hat die OHLF in den letzten Jahren weitere strategische Partnerschaften auf nationaler und internationaler Basis aufgebaut, um zusätzliche Kompetenzen zu bündeln und Märkte zu erschließen. Beispielhaft sei hier ein nationaler und ein internationaler Verbund aufgezeigt.

National
Die Bündelung unterschiedlicher Produkte, Märkte und Technologien und hiermit verbunden die Schaffung von Synergien und die Minimierung von Redundanzen war Grundidee des Aufbaus des „Forschungsverbundes Leichtbau Niedersachsen, LENI“ unter dem Motto „Auto trifft Flugzeug“. In diesem Konsortium haben sich wesentliche Forschungsinstitutionen in Norddeutschland zusammengefunden, gemeinsam einen Kooperationsvertrag erarbeitet und unterzeichnet und erste Ansätze für eine gemeinsame Struktur und gemeinsame Projekte entwickelt.

International
Die Zusammenarbeit mit dem Singapore Institute for Manufacturing Technology (SimTech), einem Institut der „Agency of Science,Technology and Research, A*STAR“ , dem Institute for Frontiere Materials bzw. der Forschungseinrichtung Carbon Nexus der Deakin University, der University of New South Wales in Australien und der Tongji Universität in Shanghai, die während der Bearbeitung der ersten Hauptphase etabliert wurde bzw. z. T. auch schon im Vorfeld bestand, wurde im Rahmen der Konzeptionsphase des Projektes OHLF-AsiaPacific (OHLF-AP) der BMBF-Initiative „InterSpiN-Internationalisierung von Spitzenclustern, Zukunftsprojekten und vergleichbaren Netzwerken“ durch die Unterzeichnung von Vertragswerken mit höherer Verbindlichkeit konsolidiert und die Grundlage für eine intensive, dauerhafte Zusammenarbeit geschaffen.


Prof. Dr. Reinhard Poprawe, Forschungscampus Digital Photonic Production (Fraunhofer ILT)

Titel: Stimulierte Innovation am Beispiel DIGITAL PHOTONIC PRODUCTION in Aachen.

Kurzbeschreibung:
Der BMBF-Forschungscampus Digitale Photonische Produktion (DPP) fokussiert auf eine geschlossene Kette zur Erzeugung nachhaltiger technologischer Innovationen in der Produktionstechnik, der mit 27 % Anteil am Bruttosozialprodukt wirtschaftlich bedeutendste Sparte der Bundesrepublik Deutschland. Im Feld der Photonik kooperieren hier systematisch maßgebliche Stakeholder aus Grundlagenforschung, anwendungsorientierter Forschung, Lehre und Ausbildung und Industrie mit dem Ziel der Verkürzung und Effizienzsteigerung des Innovationsprozesses. Bereits sichtbare Beispiele sind die Additive Fertigung, das „3-D-Drucken“ metallischer Bauteile mittels Laser Powder Bed Fusion (LPBF) und der Präzisionsabtrag mit Ultrakurzpulslasern. In teilweise privat finanzierten dazu errichteten Gebäuden arbeiten heute Mitarbeiter von über 20 Firmen, dem Fraunhofer Institut für Lasertechnik ILT und Vertreter von 15 Lehrstühlen aus sechs Fakultäten der RWTH auf der Basis von Technologie-Roadmaps koordiniert zusammen.


Moderation: Andreas Lange

Dr. Klaus Puchta, Forschungscampus STIMULATE  (Teamleitung Wissenschaft im Büro des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Magdeburg)

Titel: Forschungscampus STIMULATE – Innovative Medizintechnik aus Magdeburg.

Kurzbeschreibung:
Die Landeshauptstadt Magdeburg ist ein bedeutender Wissenschaftsstandort mit Schwerpunkten u.a. auf dem Gebiet der Ingenieurwissenschaften. Als Bestandteil der regionalen Entwicklungspolitik und Profilschwerpunkt der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ist die Medizintechnik, welche ihre Aktivitäten im Forschungscampus STIMULATE  bündelt und einen Entwicklungsmotor sowohl für die Landeshauptstadt Magdeburg als auch für die Region darstellt.
Der Forschungscampus STIMULATE ist einer der größten Forschungsverbünde im Land Sachsen-Anhalt. In diesem Verbund kooperieren mehr als 25 nationale und internationale KMU, Großunternehmen und Forschungseinrichtungen miteinander. Mehr als 100 Mitarbeiter aus Wissenschaft und Wirtschaft arbeiten in Projekten zu minimal-invasiven Operationsverfahren zusammen. Aus dieser Zusammenarbeit sind zwei Firmenansiedlungen und eine Unternehmensgründung hervorgegangen. Auch der von STIMULATE erfolgreich eingerichtete Bachelorstudiengang „Medizintechnik“ stärkt den Standort Magdeburg und damit die Nachwuchsförderung in der Region. Kürzlich geschlossene Kooperationsverträge mit der Harvard Medical School in Boston und dem Israel Institute of Technology in Haifa, Israel spiegeln darüber hinaus auch das Interesse auf internationaler Ebene wider.
Eine wichtige Strategie der Landeshauptstadt Magdeburg ist die Entwicklung des alten Magdeburger Elbe-Hafens zu einem Wissenschaftshafens. Diese lang gehegte Idee nimmt nun mit Hilfe des Forschungscampus STIMULATE Gestalt an. Mit dem dort entstehenden neuen Dach für STIMULATE sowie weiteren Gebäuden für Industrie, entwickeln wir einen Hightech-Campus, bei dem Wissenshaft und Wirtschaft Tür an Tür zusammenarbeiten und werden.


Dipl.-Ing. Peter Froeschle, Forschungscampus ARENA2036 (ARENA2036 e.V.)

Titel: STARTUPAUTOBAHN

Kurzbeschreibung:
Der Forschungscampus ARENA2036 bringt exzellente Forscher aus Wissenschaft und Wirtschaft unter einem Dach zusammen, um die Produktion, Mobilität und Arbeit der Zukunft im Kontext der Digitalisierung zu erforschen. Die spezielle Forschungscampuskultur, die sich im Laufe der ersten fünf Jahre entwickelt hat, zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass alle Beteiligten fortwährend voneinander lernen und den Forschungscampus so kontinuierlich weiterentwickeln. Einerseits lernt die Wirtschaft von der unvoreingenommenen Herangehensweise der Grundlagenforscher und findet so neue Wege jenseits der etablierten Prozesse zu forschen, während die Wissenschaft andererseits von der zielgerichteten Arbeitsweise und der prozessualen Expertise der Wirtschaft profitiert. Komplettiert wird dieses Beziehungsgeflecht durch den Startup Accelerator STARTUPAUTOBAHN. Die jungen Gründer lernen verschiedenstes sowohl von der Wissenschaft als auch von der Wirtschaft, bereichern die etablierten Zweige aber um ihren vorausschauenden Enthusiasmus, um ihre unverstellte Perspektive und um ihre Fähigkeit stets alternative Lösungswege zu finden. Dank dieser engen Verbindung von Wissenschaft, Wirtschaft und Startups unter dem Dach der ARENA2036 entstehen nicht nur absolut neuartige Ideen sondern sie werden vor Ort direkt auch umgesetzt sowie in Forschungs- und Anwendungsfälle transferiert.
In seinem Vortrag adressiert Herr Peter Froeschle die Art und Weise, wie das Zusammenspiel vor Ort funktioniert, er stellt den Startup Accelerator STARTUPAUTOBAHN vor und erläutert die Auswirkungen eines solchen Geflechts auf eine ganze Region.

 

Stefan Baur, Forschungscampus M2OLIE (QIT Systeme GmbH & Co. KG)

Titel: Being SME oder Erfahrungen als Start-up im Forschungscampus

Kurzbeschreibung:
Was bedeuten Nachbarschaft zum und Mitgliedschaft im Forschungscampus für ein neugegründetes Unternehmen? Wie kommt man dazu, warum bleibt man dabei und was kommt (nicht) dabei heraus?
Der Kurzvortrag soll die wichtigsten Motive, Ergebnisse und auch Überraschung einer solchen Beziehung zwischen lokalem Unternehmen und Forschungseinrichtungen beispielhaft darstellen: Notwendig subjektiv gefärbt und aus der beschränkten Perspektive der Interessen unseres Unternehmens, dafür konkret und hoffentlich ein wenig aufschlußreich.


Moderation: Dr. Nora Vogt (Bundesministerium für Bildung und Forschung)

Prof. Dr. Tim Conrad, Forschungscampus MODAL (ZIB)

Titel: Vertrauen Sie ihrem Mathematiker! Digitale Medizin im Alltag.

Kurzbeschreibung:
Im MedLab am Forschungscampus MODAL beschäftigen wir uns mit der Digitalisierung in der Medizin. Beispielsweise entwickeln wir innovative Diagnosesysteme, die mittels mathematischer Methoden aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz Mediziner bei ihrer täglichen Arbeit unterstützen können.
In diesem Beitrag werde ich einen Einblick in diese Arbeiten geben. Konkret werde ich beleuchten, wie mathematische Methoden immer mehr Einzug in die moderne, immer mehr digitalisierte Medizin halten und diese grundlegend verändern. Allerdings bringen viele innovative Forschungsergebnisse in diesem Bereich und deren wirtschaftliche Umsetzung nicht nur das traditionelle Verhältnis von Ärzten und Patienten durcheinander, sondern auch das Selbstverständnis der beteiligten Akteure. Dieses führt unweigerlich zu Spannungsfeldern auf gesellschaftlicher Ebene und muss so früh wie möglich in den öffentlichen Diskurs aufgenommen werden. In meinem Fazit werde ich Möglichkeiten darlegen, wie die Mathematik und die einzigartige Struktur eines Forschungscampus bei diesem Prozess beitragen kann.


Dr. Birgit Böhm, Forschungscampus Mobility2Grid (TU Berlin)

Titel: Formate für Partizipation und Wissenstransfer im Forschungscampus Mobility2Grid.

Kurzbeschreibung:
Der Forschungscampus Mobility2Grid erforscht und realisiert nachhaltige und finanzierbare Lösungen für eine auf Erneuerbaren Energien basierende Versorgung mit Strom, Wärme und Mobilität. Kernkonzept ist die Nutzung elektrischer Fahrzeuge in dezentralen Energienetzen und damit die Verbindung von Erneuerbaren Energien und Elektromobilität, von Energie- und Mobilitätswende. Diese Verbindung erfordert überzeugende technische Lösungen, aber auch einen gesellschaftlichen Transformationsprozess. Durch unterschiedliche Formate für Partizipation und Wissenstransfer integriert der Forschungscampus Mobility2Grid diverse Zielgruppen in seine inter- und transdisziplinäre Arbeit. Mit diesen Formaten, wie z.B. Bürgergutachten, Fokusgruppen, Symposien, E-School, Weiterbildungsmodulen und Masterstudiengängen, vermittelt er zum einen Wissen und nimmt zum anderen Erfahrungen und Erwartungen von Beteiligten auf, um die Information über und die Akzeptanz von innovativen Ansätzen zur Verbindung von Energie- und Mobilitätswende zu erhöhen. Der Vortrag stellt Erfahrungen mit Formaten vor und benennt Erfolge und Herausforderungen.


Prof. Dr. Eva-Maria Jakobs, Forschungscampus Flexible Elektrische Netze (RWTH Aachen)

Titel: Transparenz durch Kommunikation. Was Bürger über Großforschungsprojekten wissen wollen.

Kurzbeschreibung:
Großforschungsprojekte vollziehen sich nicht im luftleeren Raum, sondern– meist – in städtischen Umgebungen. In zunehmendem Maße nutzen Forscher diesen Kontext als Real-Labor bzw. als Zugang zu Zielgruppen und ihre Sicht auf die Entwicklung und Gestaltung technologischer Lösungsansätze. Im Gegenzug erwarten Bürger, dass die Forschenden öffentlich kommunizieren, was sie tun, und Bürgern so die Chance bieten, an der laufenden Forschung teilzuhaben.
Im BMBF-Forschungscampus Elektrische Netze der Zukunft (FEN) haben wir untersucht, ob das so ist, was Zielgruppen über derartige Projekte wissen wollen, wann und wie sie informiert werden wollen und welche Qualitätskriterien ihnen wichtig sind. Die Ergebnisse zeigen ein sehr differenziertes Bild. Das Interesse und der Zugang zum Thema Energieforschung variieren stark je nach Zielgruppe, Projektphase, Inhalten und Kontext. In einem Punkt sind sich aber alle einig: Die an sich hochkomplexe Forschung soll ehrlich und seriös, gut strukturiert und verständlich sein und Transparenz ermöglichen. Ehrlichkeit im Darstellen von Vor- und Nachteilen technologischer Lösungsansätze gilt mit Abstand als das wichtigste Kriterium. Die Gründe dafür sind unterschiedlicher Natur (z.B. allgemein fehlendes Vertrauen in die Politik oder der Wunsch, wohlbegründete Entscheidungen zu treffen).
Fazit: Das Thema Energie(-wende) ist in aller Munde; es zugleich ein Thema, das Personen, die sich mit der Kommunikation von Energie befassen, viel abverlangt.


Moderation: Dr. Dieter Labruier (Projektträger Jülich)

1. Forschungscampus-Science-Slam

  

Im Rahmen der Fachtagung fand das Finale des ersten Science Slams der Förderinitiative statt. Hier präsentierten die drei Nachwuchskräfte, die sich in einem Vorentscheid am Vortag aus insgesamt 14 Science-Slam-Beiträgen durchsetzen konnten, ihre Forschungsthemen auf originelle Weise. Sie überzeugten das Publikum jeweils in den Kategorien „Medizin“, „Produktion“ sowie „Energie und mathematische Modelle“. Finale sowie Vorentscheid wurden von der Moderatorin Insina Lüschen professionell begleitet.

Gewonnen hat der Vortrag von Kai Hoppmann (Forschungscampus MODAL), der seine Forschung mit mathematischen Formeln anhand der Abstiegsregeln beim Fußball erklärte und dafür die höchste Punktzahl vom Fachpublikum erhielt. Johanna Kleinen (Forschungscampus ARENA2036) und Dr.-Ing. Matthias Magdowski (Forschungscampus STIMULATE) fanden humorvolle Vergleiche ihrer Arbeit in Live-Rollenspielen und der Mikrowellen-Technik.

Ziel des Science Slams war es, die Vernetzung der Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler aus den Forschungscampi voranzutreiben, ihnen mehr Sichtbarkeit in ihrer Community im Rahmen der Fachtagung zu bieten und öffentliches Interesse an der Themenvielfalt von „Forschungscampus“ zu wecken.

Ein „Best of“ des Science Slams sowie Einzelvideos stehen auf You Tube zur Verfügung.

Podiumsdiskussion: „Forschungscampus – Blaupause für offene Innovationskultur?“

   

Inwiefern das Innovationsmodell Forschungscampus durch sein Alleinstellungsmerkmal – Wissenschaft und Wirtschaft arbeiten besonders gut vernetzt und ressourcenstark unter einem Dach zusammen – auch eine neue Kultur prägen kann, diskutierten die Gäste aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft: Herr MinDirig Engelbert Beyer (Leiter der Unterabteilung für Grundsatzfragen, Innovation im BMBF), Frau Prof. Dr. Ellen Enkel (ZU Friedrichshafen) Herr Prof. Dr. Reinhart Poprawe (Forschungscampus DPP, Fraunhofer ILT), Herr Dr. Stefan Sauer (Geschäftsführer SICP, Universität Paderborn) sowie Herr Dr. Stefan Röll (Forschungscampus STIMULATE, Neoscan Solutions GmbH. Die Moderation führte der Wissenschaftsjournalist Andreas Lange.

Die Podiumsgäste waren sich einig, dass ein Forschungscampus durch die enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit und seiner Vielzahl an Ressourcen zu einer offenen Innovationskultur bei vergleichsweise geringem wirtschaftlichem Risiko beitragen könne. Hier würde größeren und kleinen Unternehmen wie auch dem Nachwuchs eine Plattform geboten, auf der in bi- und multilateralen Kooperationen ganzheitliche Fragen – von hochqualitativer Grundlagenforschung bis zur angewandten Forschung – transdisziplinär und effizient bearbeitet werden könnten. Darüber hinaus diskutierten die Teilnehmenden die Transparenz am Forschungscampus und einer möglichen wirtschaftlichen Interessenkollision der beteiligten Unternehmen. Hier seien klare IP-Regelungen, wie sie die Forschungscampi bereits implementierten, zur gemeinschaftlichen Entwicklung von Produkten notwendig. Jedoch war auch Konsens, dass eine graduelle Offenheit gelebt werden müsse.

Fünf Jahre nach Beginn der Förderung, so resümierten die Teilnehmenden, zeige sich auch der wachsende Einfluss der Forschungscampi auf die regionale Strukturierung, da das Umfeld der Forschungcampi für junge wie für etablierte Unternehmen einen Standortvorteil böte. Dabei fördere die Initiative nicht nur offenere Kooperationsformen, sondern auch eine neue Qualität der Innovationskultur.

 

Highlights der „Forschungscampus“-Förderung seit 2013

Highlights since 2013

Quelle: PtJ